Der Begriff Palliativmedizin besitzt im Bereich der ambulanten Versorgung noch keine allzu lange Tradition. Entsprechend schwierig tut man sich auch damit, zu beschreiben was im Rahmen der hausärztlichen Versorgung unter Palliativmedizin zu verstehen ist.
Nach der Definition der Weltgesundheitsorganisation versteht man unter einem palliativen Patienten einen Menschen mit einer weit fortgeschrittenen, voranschreitenden, schweren Erkrankung und stark begrenzter Lebenserwartung zu einer Zeit, in der die Erkrankung nicht mehr auf eine heilende Behandlung anspricht und die Beherrschung von Schmerzen, anderen Beschwerden, psychologischen, sozialen und spirituellen Problemen höchste Priorität besitzt.
Manchmal wird die Palliativmedizin – vielleicht etwas salopp, aber inhaltlich treffend – als die Medizin am Ende des Lebens bezeichnet.
Gegenwärtig versucht man landes- und bundesweit ein Netzwerk, bestehend aus palliativmedizinisch qualifizierten Ärzten aufzubauen, mit dem Ziel diejenigen Kollegen mit weniger palliativmedizinischen Kenntnissen und Erfahrungen bei Bedarf zu unterstützen. Dieser gesundheitspolitische Zug wird zurecht kontrovers diskutiert – wie ist es etwa um den Palliativpatienten bestellt, dessen Hausarzt wenig palliativmedizinische Kenntnisse besitzt und es nicht für notwendig erachtet qualifizierte Kollegen zu Rate zu ziehen? Hier wäre sicherlich die Integration palliativmedizinischer Lerninhalte in die Ausbildung von Ärzten – gleich welcher Fachrichtung – die im ambulanten Sektor tätig werden möchten, eine problemorientierte Lösung.
In unserer Praxis besteht nun nicht nur von ärztlicher Seite, sondern auch seitens der Mitarbeiterinnen die Möglichkeit, eine qualifizierte palliativmedizinische Versorgung in Anspruch zu nehmen. Die Behandlung der Beschwerden des schwer kranken, vielleicht sterbenden Patienten steht hier gewiss nicht alleine im Vordergrund. Unzählige, für den Patienten und seine Angehörigen möglicherweise stark belastenden Themen sind zu erörtern, Fragen mit ethisch/moralischem oder religiösem Hintergrund müssen beantwortet werden. Aber auch praktische Dinge, wie die pflegerischen Probleme oder der Umgang mit der Bedarfsmedikation oder Infusionssystemen müssen bearbeitet werden.
Grundvoraussetzung für eine zufriedenstellende palliativmedizinische Versorgung ist die offene Kommunikation zwischen sämtlichen, an der Situation beteiligten Personen. Wünsche, Ängste, Bedürfnisse, Bedenken sowie Gefühle jeglicher Art müssen geäußert werden, damit dem Schwerstkranken oder Hochbetagten der möglicherweise letzte Wunsch – ein Lebensende zu Hause in vertrauter Umgebung im Kreise seiner nächsten Angehörigen – entsprochen werden kann.